Partnerschaftsverein Gomadingen -
in der Presse
Von hellem Grün bis hin zu leuchtendem Gold
Steingebronn. Wer hat den besten Most im Keller? Diese Frage
stellte sich erneut bei der Mostprämierung des Partnerschaftsvereins
Gomadingen. 19 Proben aus der Region galt es zu testen und
sachverständig zu bewerten.
d
In Frankreich ist er unter dem Namen Cidre bekannt, die Spanier lieben
den Sidra, die Schwaben in Süddeutschland sind auf ihren selbstgemachten
Most stolz. Erzeuger des schwäbischen Nationalgetränkes, bewaffnet mit
je zwei Literflaschen, trafen sich am Freitagabend im Steingebronner
Feuerwehrhaus. Saßen mit ihrem seligmachenden Trank aus vergorenen
Äpfeln in gemütlicher Runde mit Gästen zusammen, zum 15. Mal übrigens,
bereit zum "Schluck-down". Frei nach dem Motto "Der Wein erfreut des
Menschen Herz, dr Moscht da ganza Kerle", wurden wieder die
letztjährigen heimischen Moste geschnüffelt, gesüffelt und am Ende auch
noch gerüffelt nach "Farbe", "Reinheit", "Geruch" und "Geschmack".
Bei der Herstellung des Mostes ist Bedingung, dass das verwendete Obst
aus beheimateten Streuobstwiesen im eigenen Keller zur Vergärung
gebracht wird. Ansonsten sind der Phantasie in Punkto Rezeptur keine
Grenzen gesetzt und die "Bauernschläue" konnte sich wieder ungehemmt
austoben.
Über mehr als 30 gutgelaunte Gäste aus Glems, Eningen, Offenhausen,
Rietheim, Magolsheim, Hundersingen, Gomadingen, Steingebronn und
Wasserstetten, die sich beherzt und fachkundig unter regelmäßiger
Neutralisierung des Gaumens mittels Griebenschmalz- und
Käsebrotschnitten durch 19 Proben der Mühen des vergangenen Jahres
schlotzten, freute sich der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins,
Albrecht Luther.
Trüb bis klar, in der Farbe von hellem Grün bis zu leuchtendem Goldgelb,
oder rötlich schimmernd, entweder nur aus Äpfeln oder Birnen, mal aus
beidem produziert, oder mit Säften aus Beeren und Gewürzen verfeinert:
Die Mosterzeugnisse aus den Kellern der Region forderten die Tester.
Wobei das mit dem "Besten" zugegebenermaßen sehr subjektiv ist: Was dem
einen mundet, liegt dem anderen womöglich pelzig auf der Zunge. Und wo
der eine die Süße vermisst, kann es dem anderen nicht "räs" genug sein.
Die Geschmäcker sind eben verschieden, so waren auf den Bewertungsbögen
neben der Punktzahl auch kleinere Bosheiten wie "Schmeckt wie Essig",
"Lohnt sich nicht, hierfür in den Keller zu laufen", "Fassspülwasser"
oder "Semsakrebsler" zu finden.
Es ist eine Kunst und erfordert auch einigen Sachverstand, einen guten,
süffigen Most herzustellen. Saftige, vollausgereifte Äpfel von einem
gewissen Säuregrad sind hierbei empfehlenswert, sagt Robert Reusch aus
Glems, der an die 20 Sorten des "Schwabensektes" produziert und diese im
Februar erstmalig in seiner Besenwirtschaft kredenzt. Ein Zusatz von
Birnen diene der Zuckererhöhung beziehungsweise Säureminderung sowie
Geschmacksabrundung. Ein weiteres wichtiges Kriterium sei die
Gärkontrolle, häufig ist es notwendig, noch Reinzuchthefe zuzusetzen.
Der Lagerkeller sollte bei gleichmäßiger Luftfeuchtigkeit ebenfalls
möglichst eine gleichbleibende Temperatur aufweisen, rät der
Fachkundige.
Nach zwei Stunden testen und fachsimpeln konnte Robert Greiner, der die
Mostprobe als ehemaliger Vorsitzender des Partnerschaftsvereins ins
Leben rief, die Ergebnisse bekanntgeben.
Es gab eine Siegerin, die schon mehrmals an der Prämierung teilnahm und
bisher nur am Siegerlorbeer schnuppern durfte, ohne ihn jedoch wirklich
einmal ernten zu können. Eva Susanne Luther aus Offenhausen erreichte
die höchste Wertung. Nur knapp dahinter ging Christel Kneer aus
Magolsheim, eigentlich eine mostpolitische Amateurin, die nach Mutters
Rezept eine Kreation herstellt, als Zweite ins Ziel. Gefolgt von den
Jüngsten unter den Mostexperten, Sonja Hespeler und Oliver Haid aus
Gomadingen, für die es eine gelungene Premiere war. Auch der Most des
Vorjahressiegers Manfred Walter (Wasserstetten) und der des Gomadingers
Lothar Fensch spielten in der Schwäbischen Grand-Cru-Liga vorne mit.
Jeder Platzierte erhielt einen Sachpreis als Pokal und für die, die leer
ausgingen, galt das olympische Motto "Dabei sein ist alles". Es war ein
amüsanter und informativer Abend unter Menschen, die mit dem Mosten eine
alte Tradition aufrechterhalten und zum Erhalt der Streuobstwiesen im
Biosphärengebiet beitragen.
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